^

Soundcheck - Melle - Blog

08 Februar 2012

Offene Münder in Buer - Namedropping in der Kulturwerkstatt

Applaus brandete auf, als Drummer Will Calhoun, Bassist Darryl Jones und Gitarrist Jean-Paul Bourelly endlich die Bühne der Kulturwerkstatt Buer erklommen hatten und sich an an ihre Instrumente begaben. Als BLACK STONE RAIDERS angekündigt, wollten sie jetzt nur noch STONE RAIDERS genannt werden, bemerkte ein gutgelaunter Gert Möller, der als Kulturwerkstatt-Strippenzieher die Gruppe schließlich freudestrahlend ansagte. Eine Erklärung blieben alle Beteiligten dem Publikum zwar schuldig, aber die Anwesenden interessierten sich eh viel mehr für die einzelnen Musiker, welche alle bereits auf eine langjährige und erfolgreiche Karriere im Musikgeschäft zurückblicken können.

Ganz besonderes Augenmerk lag vor allem auf Bassist Darryl Jones, der nicht nur für Sting oder Peter Gabriel, sondern sogar bei den ROLLING STONES spielte. Wer bei diesem Auftritt nun einen Aufguss alter STONES-Klassiker erwartet hatte, wurde allerdings bitterlich enttäuscht. Stattdessen spielte sich das Trio durch ein abwechslungsreiches Set, das mit Blues, Soul, Rock und Funk hemmungslos Ping-Pong spielte und sich dabei zahlreicher Elemente aus diesen Stilen bediente. Besonderes Markenzeichen der STONE RAIDERS waren dabei überlange Songs, die immer wieder in ausufernde Soli mündeten, bei denen die Münder des Publikums oft aufstanden. Die einen staunten und bejubelten ihre Helden auf der Bühne, die anderen gähnten und wünschten sich doch etwas mehr Klarheit in den Songstrukturen. Und so wurde deutlich, wie auch große Namen die Meinungen spalten können. Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, die musikalischen Fähigkeiten der drei Musiker indes unbestritten.

Kleine Helferlein
Da der Auftritt in Buer erst den zweiten gemeinsamen Gig der STONE RAIDERS auf dieser Tour darstellte, merkte man aber auch, dass nicht immer alles glatt lief. Insbesondere Gitarrist Jean-Paul Bourelly hatte vor sich einen imposanten Halbkreis an Effektgeräten aufgebaut, verzweifelte aber immer wieder an den technischen Eigenschaften der kleinen Helferlein, sowie an seinen hinter ihm platzierten Verstärkern. Fast hätte man ihm zurufen wollen, sich doch nur auf seine bekannten, musikalischen Fähigkeiten zu verlassen und die ganze Technik getrost von der Bühnenkante zu kicken. Schließlich spielte der mit einer zum Teil eigenwillig anmutenden Spieltechnik ausgestattete Saitenvirtuose bereits mit Größen wie Miles Davis, Dennis Chambers oder Cassandra Wilson. Jean-Paul Bourelly selbst nahm die Situation mit Humor und kämpfte sich tapfer durch alle Widrigkeiten. So verblüffte der US-amerikanische Gitarrist aus Chicago sogar mit guten Deutschkenntnissen, die er immer wieder gerne in den Ansagen zum Besten gab.

Rhythmisches Fundament
Etwas versteckt hinter seinen ganzen Trommeln und Becken saß LIVING COLOUR Schlagzeuger Wil Calhoun im hinteren Bereich der Bühne. Gemeinsam mit Darryl Jones sorgte er für das solide rhythmische Fundament, das es Jean-Paul Bourelly ermöglichte, mit seiner E-Gitarre aus dem Song auszubrechen und durch seine Solo-Ausflüge neu zu interpretieren. Aber auch für Calhoun schlug im weiteren Verlauf des Konzerts die Stunde, als sich alle Scheinwerfer und Augen auf ihn richteten und er ausholte, um den Publikum sein Schlagzeugsolo zu präsentieren. Dafür nutzte er er nicht durch seine Trommeln, sondern auch eine Mischung aus Loopstation, Trommelpad und Synthesizer, durch die er binnen weniger Minuten einen völlig neuen Song kreierte. Die Zuschauer in der gut gefüllten Kulturwerkstatt waren begeistert.

Schnittmenge
Alles in allem betrieb die Kulturwerkstatt mit dem Konzert der STONE RAIDERS erfolgreiches Namedropping und lockte gestandene Musiker in den Grönegau. Sicherlich nicht immer ganz leichte Kost für jedermann, aber auf jeden Fall ein Erlebnis für Musikfans, die sich in der Schnittmenge aller Bands, in denen die drei Hauptakteure bereits aktiv waren, wiederfinden können!

Labels: