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Soundcheck - Melle - Blog

24 September 2012

Marko Osterholz komponierte komplettes Musical - Premiere bereits ausverkauft - Als Vocalcoach tief in die menschliche Anatomie eingetaucht

Betritt man das Rockvoice Hauptquartier von Marko Osterholz im beschaulichen Rödinghausen/Bruchmühlen, fällt nicht nur die knallbunte E-Gitarre, sondern auch das große CD-Regal, überwiegend mit Metal-CDs gefüllt, auf. Hier betreut der Vocalcoach, Sänger und Komponist seine Kunden und komponiert außerdem seine Werke, wie das Musical „Der Siegelring des Pharao“, das am Freitag den 28. September im Städtischen Festsaal in Melle uraufgeführt wird.

Foto: Sandra Doornbos
Der 33-jährige lacht: „Die ganzen Metal-CDs haben sich im Laufe der Zeit einfach angesammelt, mittlerweile höre ich eigentlich fast alles außer Techno oder Schlager.“ Dabei kommt Marko Osterholz aus diesem Genre, spielte jahrelang erst als Gitarrist, dann als Frontmann bei der Rödinghausener und Bruchmühlener Band STORMBLADE, die anfangs JUDAS PRIEST und HALLOWEEN Songs coverte und später mit eigenen Songs als PREDATOR einen Plattenvertrag beim Hamburger Label Remedy Records unterschrieb. Trotz Lederjacke und langen Haaren schloss der jetzige Vocalcoach eine eher biedere Bankerlehre ab und sattelt später auf ein Lehramtsstudium für Anglistik und Germanistik um. „Die Musik an sich war mir wichtiger als die Karriere“, erklärt Osterholz diese Schritte. „Ich habe mich bewusst gegen eine Künstlerlaufbahn entschieden, auch wenn ich sehr gerne auf der Bühne stehe. Aber ich möchte nicht unter dem Druck stehen, von meiner Musik leben zu müssen und so den kreativen Prozess zu behindern.“

Medizinbücher studiert
 
Unter dem Namen Rockvoice legte Marko Osterholz vor knapp sechs Jahren den Grundstein für seinen jetzigen Lebensentwurf. Ursprünglich als Name für seine Soloprojekte gedacht, wandelte sich der Inhalt schnell in Richtung des Vocalcoachs. Während dieser Zeit tauchte er tief in die Stimmforschung und Gesangsmethodik ein. „Der Begriff Talent ist mir zu abstrakt, ich wollte den oft sehr traditionellen Ansatz der Vermittlung verändern und begann Medizinbücher in der Uni auszuleihen, um mehr über die menschliche Anatomie zu erfahren.“
Also Vocalcoach betreut Marko Osterholz nicht nur Sänger, sondern auch Menschen in Sprechberufen sowie im Bereich der Gesangsdidaktik. Ihm ist wichtig, seinen Kunden zu vermitteln, was mit der Stimme passiert und diese auch modifizieren zu können, um die verschiedenen Facetten von laut bis leise, von aggressiv bis sanft abzudecken. Dabei kommt es nicht auf das Alter an, er betreute bereits Kunden zwischen acht und 70 Jahren. „Weg von Phrasen aus dem klassischen Gesangsunterricht, die so abstrakt sind, dass sie keiner versteht und die nur Frust erzeugen.“ Osterholz gibt sich selbstbewusst: „Ich entschlüssele das Geheimnis!“

Pharaonen, Götter und Mythen
Der Stimmexperte ist auch als Instrumentalist aktiv und komponierte kürzlich sein erstes Musical. „Ich war eigentlich noch nie besonders eng mit Musicals in Berührung gekommen, doch dann kam eine alte Bekannte Astrid Kronsbein von dance4young auf mich zu.“ erinnert er sich. Sie suchte für ihre Geschichte „Der Siegelring des Pharao“ die passenden Songs.
Dieses Musical lässt die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Im Land der Pharaonen, Götter und Mythen wütet ein Streit um die Thronfolge des Pharao Rehkna Al Farasid. Seine Erstfrau Carja Cassaporá ist wütend. Ihrem erstgeborenen Sohn Rashna steht die Thronfolge zu, doch stattdessen verfügt der Pharao, dass sein Kind mit einer ehemaligen Sklavin das Erbe bekommen soll. In ihrer Ehre gekränkt wendet sich Carja Cassaporá an den zwielichtigen Magier Shakhar, der die Würde ihrer Familie wiederherstellen soll. Ein Fluch soll bewirken, dass der Siegelring des Pharaos nach dessen Tod nur noch an Nachfahren der Cassaporá gehen wird. Für den Fluch, den er ausspricht, verlangt er von Carja nichts geringeres als ihr Leben. Ein paar Jahre später tritt der Fluch tatsächlich ein und bringt Tod und eine düstere Zukunft. Wer konnte ahnen, dass der Magier Shakhar den Siegelring der Pharaonen selbst für sich beanspruchen will. Die gute Zauberin Indira kommt zu Hilfe und kann das Schlimmste vorerst abwenden. Doch die Wendung des Schicksals soll eine direkte Nachfahrin des Pharao Rehkna Al Farasid bringen, viele Jahrhunderte später - in unsere Gegenwart.

Noten kann er lesen
Osterholz nahm die Herausforderung an und stand urplötzlich vor einem Berg voller Arbeit. Schnell wurde ihm klar: „Ich wollte ein Konzept entwickelt, das in seiner Gesamtheit funktioniert, aber auch die Songs sollten alleine für sich stehen können.“ So stürzte er sich in die Mammutaufgabe, zehn Songs zu komponieren und die Texte gemeinsam mit Astrid Kronsbein aufzuarbeiten. „Mal schafft man gleich zwei Songs in einer Woche, mal braucht man drei Monate“, beschreibt Osterholz das Auf und Ab, wobei er zuerst noch ein ganz anderes Problem besaß: „Ich bin kein klassischer Komponist, der am Notenblatt sitzt und schreibt.“ Auftrieb und neuen Mut gab ihm schließlich eine TV-Dokumentation über den wohl bekanntesten Filmmusik-Komponisten dieser Zeit Hans Zimmer, der ähnlich wie Osterholz verfährt und dabei zugab angeblich sogar keine Noten lesen zu können. „Das machte mir Mut auch klassische Elemente wie zum Beispiel eine Piano-Ballade einzubauen. Dieses eigentlich einfachste Stück war letztendlich das schwierigste für mich, da es so sparsam instrumentiert sein sollte und gleichzeitig die notwendigen Emotionen übertragen. Noten kann ich übrigens lesen“, grinst Osterholz.

Zweigleisig
 
Jetzt geht es zweigleisig weiter. Zum einen wurden alle Pop-/Rock-Songs im eigenen Tonstudio aufgenommen und von vielen Musikern und Sängern bereichert, die Osterholz fast alle persönlich und zum Teil bereits sehr lange kennt. „Ich hatte konkrete Vorstellungen und habe die jeweiligen Leute gezielt angesprochen. Keiner hat abgelehnt.“ Für die Produktion ging es etappenweise bei ihm hoch her. Er erinnert sich: „Für einen sehr mächtigen Song habe ich den Chor gleich 36 Male eingesungen. Diese Stimmen sind auf den Aufnahmen alle zu hören. Die CD zum Musical ist im Laufe des Oktobers im Handel und per Download erhältlich, selbstverständlich ist der Silberling auch zu den vier Vorstellungen käuflich zu erwerben.
Zum anderen coacht Osterholz die Tänzer des Musicals, die vorher in einem Casting für ihre Rollen ausgesucht wurden. „Das war spaßig und aufregend zugleich und vor allem haben wir einige echte Rohdiamanten dabei!“, staunte der Vocalcoach über die Qualität der Darsteller, die alle Rollen auch selber live singen. Schon bei den Proben hatte er Gänsehaut: „Wir hatten im Vorfeld so viel zu bedenken und ganz lange miteinander gesprochen und überlegt. Als ich dann die szenische Umsetzung mit den Songs gesehen habe, war das echt der Hammer!“

Herkulesaufgabe
Mit 150 Darstellern stellt die Organisation des Musicals alle Beteiligten vor eine Herkulesaufgabe. Trotzdem sind weitere Aufführungen geplant, obwohl das Stück noch nicht gespielt wurde, hätte es schon erste Anfragen gegeben, so Osterholz. Mehr will er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht verraten.
Die Premiere am 28. September ist bereits ausverkauft, Tickets für die Aufführungen am 29. September, sowie am 5. und 6. Oktober sind noch bei Elektro Wilken in Riemsloh, Sutmöller in Melle, sowie unter www.widuticket.de erhältlich.