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Soundcheck - Melle - Blog

09 Oktober 2006

„Was nützt uns ein Proberaum, in dem man nicht probt“


Mathias Fiebig, dem 1. Vorsitzender des Riemsloher Musikvereins (RMV), sind die Sorgenfalten auf der Stirn anzusehen. Neben dem Rockside Festival bereit ihm die aktuelle Proberaumsituation Kopfzerbrechen. Im neuen Raum im ehemaligen Frye-Gebäude an der Oldendorfer Strasse kann nicht geprobt werden. Der Grund: Die Nachbarn gehen aufgrund der Lärmbelästigung auf die Barrikaden.

„Man hat uns keine andere Wahl gelassen“, meint Fiebig über den Rauswurf aus der vom Verein jahrelang als Proberaum genutzten Räumlichkeit an der Riemsloher Schule. „Es sollte alles so schnell gehen. Wir hatten schließlich eine Kündigung bekommen und dann wurde sogar gedroht, dass man den Raum aufbricht und unsere Sachen rausholt“, beschwert sich Fiebig über die Vorgehensweise der Stadt Melle. Dass die Schule den Raum aus Platzgründen dringend benötigt, sieht er ein, das Verhältnis zur Stadtverwaltung ist mittlerweile etwas entspannter, bemühte sich diese doch um neue Probemöglichkeiten. Jetzt ist der Riemsloher Musikverein im Frye-Gebäude an der Oldendorfer Strasse untergekommen. Vorher waren Räume im Krügerhof und Automuseum im Gespräch. Während der Krügerhof für die Musiker wegen diverser Umstände, wie zum Beispiel mangelhafter Aussenisolierung und der Gefahr, dass das Equipment im Laufe der Zeit verrostet, nicht in Frage kam, will die Stadt Melle den ins Auge gefassten Raum im Automuseum wahrscheinlich lieber selber nutzen.


Beschwerden

Nun ist man im gleichen Gebäude, in dem der Rock Sound Melle vor einiger Zeit seinen Proberaum hatte. Dort hat sich seitdem allerdings einiges getan. Die komplette obere Etage wurde von einem Fotostudio angemietet. Wer hier aktiv ist, lässt sich nicht feststellen, kein Firmenschild deutet auf die Existenz des Fotografen hin. Stattdessen findet man unten einen Hinweis auf den Club 19 e.V., der sich in direkter Nachbarschaft in der gleichen Etage zum Proberaum des RMV eingerichtet hat. Die Mitglieder treffen sich hier nachmittags und abends zum geselligen Beieinandersein. Laut Mathias Fiebig könnten es schon vier bis fünf Bands werden, die den Raum nutzen würden, wenn es nicht die Beschwerden seitens der anderen Mieter geben würde. Denn wenn die Musiker ihre Verstärker aufdrehen, wird es richtig laut im Haus. So endete die erste und bisher einzige Bandprobe in dem Raum nach fünf Minuten, als die empörten anderen Mieter in der Tür standen, erzählen die damals anwesenden Musiker. Auch wenn vor der Wahl laut Fiebig kurz ein städtischer Zuschuss zu einem Schallschutz im Gespräch war, sieht er hier keine Chance, Mittel zu bekommen bzw. das Gesamtproblem in den Griff zu bekommen. Derzeit ist allerdings sogar ein dicker Teppich auf dem Fußboden oder eine Schaumstoffisolierung an den Wänden Fehlanzeige, die laute Musik prallt ungefiltert an den kahlen Wänden ab.


Festival in Gefahr

„Das ist ein Rattenschwanz, der sich zum Beispiel auch auf das Rockside Festival auswirkt“, stöhnt Fiebig. Sollte das Festival ursprünglich im Oktober stattfinden, ist nun der November im Gespräch. Ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest, wohl aber das Jugendzentrum als Veranstaltungsort, so Fiebig. Reduziert auf einen Tag, sind einige lokale Bands im Gespräch, aber noch nicht bestätigt. Auch die Headlinerfrage ist ungeklärt. „Smoke Blow haben leider doch abgesagt, da sie zu sehr im Studio beschäftigt sind“, meint Fiebig und hofft, trotzdem noch gleichwertigen Ersatz buchen zu können. Die Zukunft für den Riemsloher Musikverein eng mit dem des Proberaums verknüpft und aktuell ungewiss. Laut Fiebig kann das Rockside sogar noch auf der Kippe stehen. Mitgliederschwund, mangelndes Interesse an der Vereinsarbeit sowie die genannten Probleme machen es in diesen Tagen nicht gerade einfach für den Vorsitzenden des Musikvereins.