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Soundcheck - Melle - Blog

29 November 2009

Klangperformance der besonderen Art - 25 Jahre Erstes Improvisierendes Streichorchester

Peter Bayreuther ist im Grönegau nicht nur als umtriebiger Musiker, sondern auch als Mitglied des Meller Kulturzentrums „Wilde Rose“ bekannt. Sein aktuelles Projekt beschäftigt sich mit neuen positiven Liedern zum Mitsingen, die im Rahmen eines offenen Singens aufgenommen werden. Bereits seit 25 Jahren ist er aber auch als Gründungsmitglied gemeinsam mit Willem Schulz und Wolfgang Stroh in dem Ersten Improvisierenden Streichorchester engagiert. Zum Jubiläum gab es am vergangenen Wochenende drei Konzerte in Melle, Osnabrück und Bielefeld.

Das Erste Improvisierende Streichorchester besteht aus Musikern verschiedener Coleur, die gemeinsam an neuen Formen und Möglichkeiten der orchestralen Streichmusik arbeiten. Das Ensemble verzichtet dabei auf Noten, Dirigent und eine herkömmliche Sitzordnung. Stattdessen entsteht Raum für Kreativität und Improvisation. Jeder Raum wird in eine individuelle Klangperformance getaucht. Dabei erforscht die Gruppe die klanglichen Dimensionen ihres Instrumentariums, experimentiert mit unkonventionellen Spieltechniken, entwickelt und erprobt neue Formen des Zusammenspiels. Neben zahlreichen Konzertmitschnitten und der Studio-CD „Senza Misura“ veröffentlicht das Erste Improvisierende Streichorchester zum 25-jährigen Jubiläum nun auch eine DVD. Die Grönegau-Rundschau befragte Peter Bayreuther zu seinem Orchester.

Grönegau Rundschau: Was hat sich in 25 Jahren musikalisch beim Ersten Improvisierenden Streichorchester geändert?
Peter Bayreuther: Eigentlich machen wir seid 25 Jahren dasselbe. Dabei gibt es drei Punkte. Erstens freie Improvisation. Das heißt, jeder Mensch im Orchester erfindet in der Gegenwart des Konzertes eigene Töne, während er gleichzeitig intensiv auf die Töne aller anderen Leute hört. So entsteht eine sehr interessante Musik, die jedes Mal neu ist und die Zuhörer in ihren Bann schlägt.
Zweitens Eigenkompositionen der Mitglieder: das Orchester ist demokratisch organisiert und entscheidet selbst, welche Themen gespielt werden – die Kompositionen kommen von Mitgliedern des Orchesters. Drittens Performance und Bewegung im Raum: wir sind nicht an Stühle und Noten gebunden sondern bewegen uns frei im Raum – wir haben auch schon mit Theaterregisseuren gearbeitet, die uns Tipps zur Performance gegeben haben.

GR: Wie schwer ist es, diese große Anzahl an Musikern für Proben und Auftritte zu organisieren und wie findet Ihr neue Mitmusiker?
PB: Es ist viel Arbeit alles zu organisieren. Wir teilen uns das aber auf und dadurch geht es leichter. Neue Musiker steigen ein, wenn sie uns bei Konzerten gesehen haben.

GR: Wie kann man die Musik und Euren Stil für Außenstehende in einem Satz beschreiben?
PB: Neue Musik, Avantgardeklänge, die man so noch nicht gehört hat.

GR: Wieso sind die Musiker auf improvisierte Musik umgestiegen und wie geht es in Zukunft weiter?
PB: Improvisation bedeutet Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten – wir folgen unsere Impulsen und lassen unsere Seele zu Wort kommen, was ein sehr glückliches Erlebnis ist.
Wir werden bestimmt die nächsten 25 Jahre weiter Konzerte geben und merken dass wir stetig immer bekannter werden und sich immer mehr Mensch für unser freiheitliches Musikkonzept interessieren.

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