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Soundcheck - Melle - Blog

07 Juni 2009

„wohinwennichtjazzt“ - Wolfgang Baumgärtners Band JESPERANTO veröffentlicht neue CD

In der Jazz-Szene ist Wolfgang Baumgärtner bekannt als der Motor und Mitveranstalter des vor einigen Jahren organisierten Jazztivals in Melle. Über 200 Musiker und 30 Formationen, bis hin zur NDR Big Band, holte der praktizierende Arzt in den Grönegau. „Beim Jazz kommt es auch darauf an, wie man mit seinen Möglichkeiten umgeht“, erklärt Baumgärtner und versucht diese mit seiner Band JESPERANTO auszuloten.

„In JESPERANTO verbindet sich das Wort 'Hoffnung' aus dem lateinischen Sprachraum, 'Jazz' als Musik der Begegnung zwischen klassisch-europäischer Tradition und der afrikanischen Rhythmik und Kultur, sowie 'Esperanto', eine von einem polnischen Arzt zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfundene Welthilfssprache, getragen vom Wunsch nach Völkerverständigung. Auch unsere Musik will in erster Linie Freude machen und die Phantasie anregen in einer Welt, die dringend auf gemeinsame Sprache....und auf Musik angewiesen ist.“ So beschreiben JESPERANTO ihren Bandnamen und ihre musikalische Vision selbst. Mit der CD „wohinwennichtjazzt“ veröffentlichen JESPERANTO nun ein neues Album, das ab sofort über ihre Homepage www.jesperanto.de, im Ticketbüro von Honerkamps Ballsaal, bei JPC oder Amazon, sowie dem Verlag Starfish-music in Bremen erhältlich ist. Neben Baumgärtner an Blockflöte, Trompete und Melodika, verewigten sich hier Gitarrist Jörg Fleer, Bassist Michael Wächter und Schlagzeuger und Percussionist Joachim Dölker. Komplettiert wurde die Runde von dem bekannten Vibraphonisten Florian Poser und Sänger Qusai Zureikat. Ihren nächsten Auftritt im Grönegau absolvieren JESPERANTO am Samstag, den 20. Juni ab 19 Uhr am Schloss Gesmold. Die Grönegau-Rundschau sprach mit Wolfgang Baumgärtner über „wohinwennichtjazzt“.

Wolfgang Baumgärtner im Interview

Grönegau Rundschau: Wie kam dieser ungewöhnliche Albumtitel eigentlich zustande?
Wolfgang Baumgärtner: Als wir die Aufnahmen einspielten, suchte ich einen Namen für die CD, der auf die Musik anspielt, und zugleich neu und griffig war - da hörte ich ein Interview mit dem Autoren des Bestseller-Buches: „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ (Anmerkung der Redaktion: Der Autor heißt Richard David Precht) Da kam mir spontan die Idee zu "wohinwennichtjazzt" - bewusst in alter Rechtschreibung mit nur zwei „nn“, aber in einem Wort.

GR: Warum ist die Musik von JESPERANTO nicht nur etwas für Jazz-Freunde, sondern genreübergreifend interessant?
WB: Nun, das ist jedenfalls eine oft geäußerte Resonanz auf unsere Musik. Nach den Stimmen zu urteilen hängt es damit zusammen, dass wir einen dem Hörer zugänglichen Weg zum Jazz gefunden haben, der wie über schon Bekanntes, Einflüsse von Folk- und Renaissance- Musik sowie Spirituals aufnimmt - wir zitieren auch schon Mal in den Stücken Original- Renaissance- Musik, Folk oder Spirituals.


GR: Auf welche Musikern oder Bands könnten sich denn die Mitglieder von Jesperanto als Inspiration oder Referenz einigen?

WB: Das kann man so gar nicht beantworten, da hat jeder seine eigene Prägung mitgebracht: Jörg etwa Pat Metheny und John Abercrombie; Michael ist neben großen Jazz-Bassisten von der Klassik beeinflusst; beide sind aber auch gerne Liedermacher-Begleiter und haben so als Begleit-Combo schon einen begehrten Preis gewonnen. Joachim liebt Samba wie Rock - es kommt nicht von ungefähr, dass er auch bei den SCORPIONS als Percussionist beliebt ist. Ich bin sehr von östlich- südlicher Straßenmusik beeinflusst, liebe aber auch die alten Negro-Spirituals und die Musik der Vor-Renaissance bis Renaissance. Von "jüngeren" Trompetern haben mich Chet Baker und natürlich mein Freund Uli Beckerhoff beeinflusst, während ich für die Blockflöte im Jazz selbst ein "Pioneer" bin, der seinen eigenen Weg gefunden hat...


GR: ... ein Instrument, das eher an Schulmusik als an Jazz erinnert. Was ist für sie das Besondere bei der Verwendung der Blockflöte?
WB: Ein Fehler, dass viele in der Schule ausgerechnet damit anfangen sollen. Es liegt nur am günstigen Preis; die Blockflöte ist wegen der Intonation kein leichtes Instrument, gerade deshalb bietet sie ein unglaubliches Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten, von hart perkussiven Klängen bis zum weichen Sound einer Panflöte. Man muss halt rausbekommen, wie man das reinkriegen will - der Jazz lebt ja weniger von der Nachahmung, als von der Freiheit - und da passt die Blockflöte toll zu Latin, zu Blues, zu Swing und so weiter.


GR: Abschließend die Frage: Was war der bislang schönste, größte oder aufregendste Auftritt von JESPERANTO?

WB: Kann ich kaum für uns alle zugleich beantworten. Selbst für mich finde ich, ist fast jeder Auftritt neu spannend, herausfordernd und schön, das kommt aber eben auch sehr auf die Resonanz der Hörer an. Es kann auch eine wirkliche Begegnung nicht nur unter den Musikern, sondern mit dem Publikum werden. Etwas ganz besonderes waren schon Kirchentagsauftritte, bei der „jazzahead“ in Bremen und die Vorstellung von "wohinwennichtjazzt" mit dem in der Jazz-Szene bekannten Vibraphonisten Florian Poser in Buer.

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