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Soundcheck - Melle - Blog

27 Februar 2007

Geheimtipp aus dem Grönegau - Earforce Amps

Aus dem Fernsehen oder von Konzertbesuchern kennt man die gewaltigen Boxenwände der großen Hard-Rock-Bands. Diese dienen allerdings überwiegend einfach und alleine der Show. Ein Großteil dieser Boxen besteht aus Leergehäusen, sogenannten „Dummies“. Die funktionierenden Boxen werden von Verstärkern mit Leistung versorgt, sogenannten „Amps“. Was die wenigsten wissen: Solche Geräte werden seit 17 Jahren auch in Melle gebaut! Henrich Schmidts aus Melle ist Vater dieser Gitarrenverstärker, die ausschließlich mit Röhrentechnik betrieben werden. Der junge Familienvater begann 1990 seine Lehre als Radio- und Fernsehtechniker und da er gleichzeitig als Gitarrist in der lokalen Punkband „Down The Stairs“ aktiv war, lag es für ihn auf der Hand, einen eigenen Verstärker zu bauen: „Ich habe mir gedacht, dass es nicht so schwer sein kann, so ein Gerät auch selber zu bauen kann und mir dann ein entsprechendes Fachbuch gekauft.“ Schon der zweiten Amp war der Nachbau eines Marshall JCM 900, einer der bekanntesten Verstärker in der Musikwelt. „Meine Amps haben allerdings mit dem Marshall fast nichts mehr gemeinsam, schon gar nicht den Sound.“ Erst für den Eigengebrauch, dann schließlich für Musikerkollegen und Freunde, lötete Schmidts seine Verstärker zusammen, die er in den ersten Jahren noch auf den einfachen Namen „Selfmade“, später „Earforce“ taufte.

Positive Kritik
Mit jedem, im Keller des Elternhauses zusammengeschraubten Amp, entwickelte er seine Technik weiter, bis 1999 schließlich der erste offizielle „Earforce“-Amp das Licht der Welt erblickte. Im gleichen Jahr bestand er erfolgreich die Prüfung zum Informationstechniker-Meister. Einige Monate später schickte ein ambitionierter Schmidts seinen Verstärker zur renommierten Fachzeitschrift „Gitarre & Bass“. Die Tester dort waren begeistert: „Bei dem Namen klingelt es wahrscheinlich den wenigsten in den Ohren. Das könnte sich mit dem Supersonic 100 Top aber bald ändern. Mit Earforce versucht sich eine neue deutsche Amp-Schmiede einen Namen zu machen. Und bei diesen in Kleinserie gefertigten Custom-Amps ist der Kunde ganz der König – Sonderwünsche sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht.“
Bis ein solcher Amp fertig ist, vergehen schnell mal 20 bis 25 Arbeitsstunden, bei speziellen Kundenwünschen auch mehr. „Jeder Earforce Verstärker ist ein Unikat und wird auf Kundenwunsch gebaut“, erklärt Schmidts und schwärmt: „Das macht immer wieder Spaß einen neuen Amp zusammenzubauen; das sind halt meine Babys.“ Seriennummern gibt es keine, in die Innenseite schreibt er nur bei jedem Earforce Amp das Datum der Fertigstellung hinein. „Ich werde hin und wieder auch mal angerufen, wenn jemand einen meinen Verstärker auf einer Bühne sieht. Dann bin ich immer ganz neugierig und frage nach, welches Modell das wohl sein kann.“

Schwärmereien
Die bisherigen Käufer sind begeistert und wissen die Qualität der Meller Amps zu schätzen. Ein ganz besonderer Fan ist Robert Leinos aus dem süddeutschen Engstingen. Er kam auf die Idee im Internet ein Earforce Forum zu gründen, das mit Schmidts Vertriebspartner Tim Heinemann realisiert wurde. Er schwärmt wie viele andere Gitarristen von den Amps aus dem Grönegau. „Earforce ist schuld, dass ich endlich den Sound gefunden habe, den ich in mindestens zehn anderen Verstärkern bisher vergeblich suchte. Der Sound macht einfach süchtig. Ich habe bisher Verstärker fast aller großen Hersteller gespielt, aber wage zu behaupten, dass Earforce die besten Amps bauen.“
Auch bekannte Bands wissen um das Potential von Earforce. „Guido Wehmeyer von der Metal-Band Axxis spielt auf jeden Fall noch einen unserer Verstärker, die Donots und Tomte hatten auch mal ein Gerät mit auf Tour. Und auf der Campus-Invasion haben wir der Bloodhound Gang einen Verstärker vorgestellt. Die waren wirklich sehr nett und überhaupt nicht so schräg, wie wenn sie auf der Bühne stehen. Mit den Beatsteaks sind wir auch in Kontakt, aber ob das mit beiden Bands etwas wird, kann man derzeit einfach nicht sagen“, erläutert Schmidts die Situation.

Bescheidenheit
Trotz der Tatsache, dass viele Gitarristen von den Earforce Verstärkern als High-End-Amps schwärmen, bleibt der Mit-Dreißiger bescheiden: „Ich will gar nicht den besten Verstärker der Welt bauen. Ich möchte, dass die Musiker einfach zufrieden sind und bin stolz über jeden Amp, der gespielt wird!“ So viel Zurückhaltung erlebt man selten im lauten Rockgeschäft. Für die Zukunft plant er übrigens gerade ein neues, abgespeckteres Modell. Der „Earforce One“ soll preiswerter und in der Handhabung noch einfacher werden. Und wenn sich Schmidts nicht gerade seinen Verstärkern oder der Familie widmet, sitzt er trotzdem noch in seiner kleinen Werkstatt. Wer zum Beispiel eine defekte Endstufe oder einen kaputten fremden Verstärker vorbei bringt, für den hat Schmidts immer Zeit und Hilfe für kleines Geld parat. Ein echter Allrounder, der sich schon früher im legendären Bruchmühlener „Kotten“ um die Technik kümmerte. Mehr Infos, sowie Soundbeispiele der „Amps made in Melle“ gibt es übrigens auf der sehr sorgfältig gestalteten Homepage www.earforce.de.

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